Energetische Sanierungen von Gebäuden sind nicht immer wirtschaftlich
Eine bessere Dämmung kann den Wärmebedarf eines Gebäudes um mehr als die Hälfte reduzieren, ein Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen die CO2-Emmissionen fast auf null senken. Doch wie viel bringen Wärmedämmmassnahmen im direkten Vergleich zu Heizungssanierungen und Energieproduktion? Diese Frage stellen sich viele Hauseigentümer, weil sie aus Kostengründen nicht alle wünschenswerten Energiesparinvestitionen umsetzen können.
Die Welt spricht über mehr Ökologie, mehr Nachhaltigkeit und weniger CO2-Ausstoss. Im Gebäudesektor resultiert das grosse Einsparpotenzial nicht allein aus einem zu hohen Energieverbrauch, weil wir es gerne warm haben. Es ist auch einer veralteten Heizungstechnik geschuldet, die in den Gebäuden steckt, sowie einer mangelnden Wärmedämmung der Gebäude selbst. Zurecht ist bei den Wohneigentümern energetisch Sanieren in aller Munde. Und trotzdem ist der Gebäudepark Schweiz in einem Spannungsfeld von Wohlstand, Umwelt und Komfort. Konkret sind viele Hausbesitzer überfordert, wenn es um Reihenfolge und Priorisierung von Sanierungsmassnahmen geht: Beginne ich mit dichteren Fenstern? Oder lasse ich zuerst eine effiziente Heizung einbauen? Oder investiere ich zuallererst in eine Solaranlage auf dem Dach? In der Praxis entscheiden oft Mängel am Haus darüber, in welcher Reihenfolge energetisch saniert wird. Macht die Heizung schlapp, muss eine neue her. Ist das Dach undicht, wird es neu isoliert. Wer sich an Fördermitteln und am Konsens vieler Energieberater orientiert, bekommt jedoch ein anderes Bild vermittelt: In der Regel sollte das Haus zunächst isoliert und erst dann eine neue Heizung eingebaut werden. So kann man diese meist kleiner dimensionieren, da, dank der guten Dämmung, weniger Heizleistung benötigt wird.
Sanierungen der Gebäudehülle rechnen sich langsam
Wer sein Haus sanieren und damit auch mehr Ökologie und weniger Energieverbrauch realisieren will, hat viele Möglichkeiten: Gebäudehülle dämmen, Dachsanierung mit oder ohne Solaranlage, Fensterersatz oder eine neue Heizung. Doch welche Energiesparinvestition ist die beste? Ruedi Meier, Ökonom, Raumplaner und Energiespezialist sagt: «Im Idealfall ist es kein «entweder oder», sondern ein «sowohl als auch». Es sollte gezielt Effizienz realisiert, das Heizsystem auf erneuerbare Energie umgestellt und Energie, vor allem (Eigen-)Strom, produziert werden.» In der Praxis zeigt sich aber, dass viele Hauseigentümer aus Kostengründen nicht alle wünschenswerten Energiesparinvestitionen gleichzeitig umsetzen können. Dazu Ruedi Meier: «Wer in effiziente Energiesparmassnahmen investieren will, der sollte sich zuallererst einmal seine Heizung anschauen.» Denn da sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis weitaus besser als bei der Isolierung von Wänden. Meier führt weiter aus: «Wird vollumfänglich und mit grosser Eingriffstiefe saniert, so steigen die Investitionskosten deutlich an. Bei Sanierungen auf Minergie, Minergie-P oder Minergie-A, gegenüber Bauteil-Sanierungen, sind dies oft Mehrkosten im Faktor 2 bis 3. Die zusätzlichen Energieeinsparungen und vor allem die CO2 -Minderungen sind vergleichsweise gering. Für eine eingesparte Tonne CO2 müssen mehrere hundert bis mehrere tausend Franken bezahlt werden.» Leider gibt es, glaubt man Ruedi Meier, noch ein Problem: Der Bund fördert zurzeit vor allem die Sanierung der Gebäudehülle. Gut angelegtes Geld? Meier sagt «Nein» – das Geld sei anderes besser investiert. Die Vermeidungskosten je Tonne CO2 – und auf die kommt es ja unterm Strich an – seien, neben effizienten Heizungen, vor allem bei sparsamen Geräten und bei der Energieproduktion, vor allem bei Solarenergie, viel niedriger.