Nachhaltige Wärmedämmung
Eine gute ausgeführte Gebäudehülle funktioniert wie eine Daunenjacke: Es gibt eine äussere und eine innere Schicht und dazwischen die Dämmung. Die äussere Schicht hat die Aufgabe, das Gebäude vor Niederschlag und Wind zu schützen. Wie eine wasserdichte Winterjacke muss die Aussenhülle Regen, Sturm und Schnee abhalten. Im Innenbereich geht es darum, die Raumfeuchtigkeit nicht ungehindert in die Konstruktion und die Dämmung eindringen zu lassen.
Nachhaltige Dämmstoffe
Um Energie in Gebäuden wirkungsvoll einzusparen, sind Dämmstoffe am Bau nicht mehr wegzudenken. Die Bandbreite verfügbarer Dämmstoffe ist ebenso vielseitig wie unübersichtlich. Mit einem Marktanteil von ca. 95 % sind Dämmstoffe aus synthetischer Herstellung dominant. Die verbleibenden 5 % am Markt teilen sich ökologische Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Aus baubiologischer Sicht können folgende qualitative und ökologische Kriterien als Orientierungshilfe nützlich sein:
A. Synthetische Dämmstoffe
Im Grundsatz weisen Dämmstoffe aus synthetischer Produktion sehr gute winterliche Wärmeschutzwerte der Wärmeleitgruppen 030-035 auf. Bei der Produktion der Dämmstoffe entsteht jedoch eine Vielzahl an problematischen Nebenprodukten, die bei einer ökologischen Beurteilung quantifiziert werden sollte. Zudem werden problematische Zusatzstoffe petrochemischen Ursprungs eingesetzt, deren langfristige Auswirkungen auf Raumklima, Umwelt und Bewohner schwer abzuschätzen sind. Künstliche Mineralfasern KMF (Glaswolle, Steinwolle) älterer Produktion (bis 1995) wurden in Deutschland als krebserzeugend erkannt und stellen in Bestandsbauten eine problematische Altlast dar. Obwohl heutige KMF in Rezeptur und Faserabmessungen verändert wurde (gröbere Fasern und Biolöslichkeit), muss der Verdacht auf gefährdendes Potenzial weiterhin aufrecht erhalten bleiben, da kein Gegenbeweis erbracht wurde. Polystyrole EPS/XPS weisen ebenfalls ökologisch und gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe und Nebenprodukte auf. EPS ist zudem ein hervorragender Schimmelpilznährboden.
B. Ökologische Dämmstoffe
Dämmstoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und möglichst geringe andere Zusätze aufweisen, werden zu den „natürlichen“ und ökologischen Dämmungen gezählt. Aufgrund ihrer grösseren Masse haben ökologische Dämmungen meist jedoch etwas schlechtere winterliche Wärmedämmwerte zwischen 0,04 und 0,07 W/m2K. Allerdings ist der sommerliche Wärmeschutz mit Phasenverschiebungen zwischen 6 und 12 Stunden synthetischen Dämmstoffen weitaus überlegen. Ebenfalls herausragend ist der Umgang natürlicher Dämmstoffe mit Feuchtigkeit, da diese aufgenommen und weitergeleitet werden kann, ohne die Dämmeigenschaften nachteilig zu beeinflussen. Es stehen zahlreiche ökologische Dämmprodukte, wie Holzfaser, Zellulose, Schafwolle, Flachs, Hanf, Wiesengras, Kork, Schilf, Stroh, Perlite, Mineralschaum, Leichtlehm und viele mehr zur Auswahl. In feuchtigkeits-belasteten Einbausituationen (zum Beispiel Perimeterdämmung) kann beispielsweise Schaumglasdämmung eingesetzt werden. Zur Gewährleistung technischer Anforderungen am Bau sind auch bei ökologischen Dämmstoffen Zusatzstoffe, wie Flammschutz-, Mottenschutzmittel oder Leime in geringen Dosierungen unverzichtbar. Im Einzelfall sollten daher die Inhaltsstoffe kritisch bewertet werden und ihre eventuelle Schädlichkeit ins Verhältnis zum Nutzen und zu vergleichbaren synthetischen Varianten gesetzt werden. Neben den ökologischen Vorteilen bieten natürliche Dämmstoffe vor allem in bauphysikalischer Hinsicht (Diffusionsfähigkeit, sommerlicher Wärmeschutz, Schallschutz) deutliche Vorteile. Darüber hinaus ist der Anteil „grauer Energien“ (Herstellungs-, Transport-, Verarbeitungs- und Rückbauenergien) um ein Vielfaches niedriger als bei synthetischen Vergleichsprodukten.
Den richtigen Dämmstoff auswählen
Steinwolle, Glaswolle, Kunststoffe oder Zellulose sind nur eine kleine Auswahl an Dämmstoffen, um eine Gebäudehülle warm einzupacken. Wofür man sich entscheidet, hat unter anderem mit deren ökologischen und funktionalen Eigenschaften zu tun.
Für alle Dämmstoffe gilt: Sie halten ein Gebäude länger warm und helfen deshalb, viel Heizenergie zu sparen. Diese positive Wirkung kann durch unterschiedliche Zusatzeigenschaften der einzelnen Produkte sogar noch erweitert werden. Auf folgende Kriterien wird die Qualität eines Dämmstoffs überprüft:
- hoher Dämmwert; wenig Wärme entweicht
- hohe Dampfdiffusionsfähigkeit; Wasserdampf diffundiert nach aussen
- hohe Wärmespeicherkapazität; schützt Räume vor sommerlicher Überhitzung
- brandhemmend
- wasserabstossend
- umweltverträglich
- rezyklierbar