Zunahme von Solaranlagen könnte höher sein
Solarstrom ist im Trend. Die Nachfrage nach Photovoltaikzellen ist in den letzten Jahren laufend gewachsen. Erkennbar ist dies an der steigenden Vielfalt von Anwendungen und an der Zunahme von netzgekoppelten Photovoltaikanlagen. In der Schweiz waren Ende 2021 beinahe 140.000 Anlagen mit einem Ertrag von 3 Mrd. kWh installiert – 120 % mehr als Ende 2015. Mit diesen Anlagen lassen sich knapp 5 % des gesamten inländischen Stromkonsums abdecken. Am Boom haben Hausbesitzer beträchtlichen Anteil. Mehr als zwei Drittel der installierten Solaranlagen befinden sich auf Dächern von Ein- und Mehrfamilienhäusern, gefolgt von Zweckbauten in Gewerbe- und Landwirtschaftszonen.
Stromverbrauch höher, Produktion tiefer
Im Jahr 2021 hat die inländische Stromproduktion demnach um 8,2 % oder rund 5,7 Mrd. kWh abgenommen. Wie ist das – bei gleichzeitiger Zunahme der Solaranlagen – möglich? Die inländische Stromerzeugung lag 2021, gemäss einer aktuellen Schätzung des Bundesamts für Energie (BFE), bei rund 64,2 Mrd. kWh. Im Jahr 2020 hatte die Stromproduktion 69,9 Mrd. kWh erreicht. Vor allem im Herbst hätten Kernkraft, und teils auch Wasserkraft, deutlich weniger Strom als im Vorjahr produziert, so das BFE. Gesamthaft seien die Anteile der Wasserkraft und der thermischen und erneuerbaren Erzeugung im Vergleich zu 2020 gestiegen. Der Anteil der Kernkraft sei infolge der mehrmonatigen Revision des Kernkraftwerks Leibstadt hingegen deutlich gesunken, so das BFE. Im Vergleich dazu ist – ebenfalls im Jahr 2021 – der Schweizer Stromverbrauch um 4,3 %, beziehungsweise um rund 2,4 Mrd. kWh, gestiegen. Daraus ergibt sich ein Einfuhrüberschuss (physikalische Einfuhr minus physikalische Ausfuhr) von rund 2,4 Mrd. kWh.
Solarstrom ist die Lösung
Wie kann diese Abhängigkeit von importiertem Strom reduziert werden? Die Antwort: mit Strom vom eigenen Dach! Würden an allen gut besonnten Dach- und Fassadenflächen Solarmodule installiert, könnte mehr als ein Drittel des jährlichen Strombedarfs der Schweiz gedeckt werden – und die Lücke wäre mehr als geschlossen. Aber würden so viele Anlagen überhaupt bewilligt? Ja. Der Kanton Bern fördert Gebäude mit niedrigem Energieverbrauch – verbunden mit der Nutzung von einheimischen, erneuerbaren Energieträgern. Die Erstellung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien soll deshalb für die Bauherrschaften unkompliziert und, soweit sinnvoll, ohne formelles Baubewilligungsverfahren möglich sein. Aus diesem Grund sind, gemäss dem kantonalen Baubewilligungsdekret, Anlagen zur Gewinnung von erneuerbaren Energien, die auf Gebäuden angebracht oder als kleine Nebenanlagen zu Gebäuden erstellt werden, baubewilligungsfrei – sofern sie den kantonalen Richtlinien entsprechen und keine Schutzobjekte betroffen sind. In der Praxis funktioniert das meistens gut – aber nicht immer. Ab und zu diskutiert werden die Themen «Blendung» und «Gestaltung». Die Angst, beispielsweise von Nachbarn, durch eine Solaranlage geblendet zu werden, zeigt sich in den allermeisten Fällen als unbegründet. Der Grund: Durch eine geschickt gewählte Materialisierung und auch durch die Montagesituation, kann die Blendung auf ein Minimum reduziert werden. Spannender kann die Diskussion beim Thema «Gestaltung» werden – beispielsweise mit lokalen Behörden. Dabei ist die rechtliche Situation eigentlich klar: Nutzungsinteressen haben Priorität vor der Ästhetik.
Sicher ist: Wenn alle so lasch unterwegs sind wie die Schweiz, lässt sich die Erderwärmung nicht auf 2 Grad und schon gar nicht auf 1,5 Grad begrenzen. Doch dann wird es richtig ungemütlich. Es ist also klar, dass die ganze Welt einen Gang hochschalten muss. Und die Schweiz, als eines der reichsten und hochtechnisiertesten Länder der Welt, hat eine Vorbildrolle. Damit die Umsetzung jedoch klappt, braucht es die produktive Zusammenarbeit zwischen Bauherren, Solarfirmen und den Behörden, wie beispielsweise Bauverwaltungen – und von den letztgenannten auch den Mut, pragmatische Entscheidungen zu fällen.
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